Arnon Grunberg
NDR,
2014-11-10
2014-11-10, NDR

Ein Tag mit dem eingebetteten Versuchskaninchen


Agnes Bührig

Arnon Grünberg ist als Sohn deutscher Juden in den Niederlanden aufgewachsen. Heute lebt der Autor und Journalist in New York. Vielleicht sind es die vielen Einflüsse der unterschiedlichen Kulturen, die den international vielfach ausgezeichneten Schriftsteller in seinem jüngsten Buch zum Thema Identität führen. Im Literaturhaus Hannover hat er das Buch am Sonntag vorgestellt.

Die Lesung beginnt mit einer ungewöhnlichen Szene, wie im Roman. Auf die Frage, wie es Arnon Grünberg trotz Bahnstreiks von Süddeutschland nach Hannover geschafft habe, berichtet er, dass er auf seiner Internetseite dazu aufgerufen habe, ihn herzufahren, was einige Heiterkeit auslöst. Vom Konzept, sich irgendwo einzunisten, ist der gebürtige Holländer überzeugt. 2010 begleitete er als sogenannter "eingebetteter Journalist" die niederländische Armee in den Irak.

Das Unsichtbare ergründen

n seinem neuen Roman "Der Mann, der nie krank war" lässt er einen Schweizer Architekten nach Bagdad einreisen, der jedoch dort festgehalten und gefoltert wird. Dabei will der Mann in Bagdad doch nur Gutes tun: eine Oper bauen. Doch jetzt sind erstmal seine Sachen weg. Muss er Böses fürchten? Arnon Grünberg versucht zu erklären: "Man weiß es nicht, ist es ein Komplott? Das ist ja auch die Frage für mich als Schriftsteller von diesem Roman. Es gibt einen schönen Satz von Coetzee, dem südafrikanischen Schriftsteller: 'Wir Schriftsteller, wir sind nur Sekretäre des Unsichtbaren.'" Arnon Grünberg ist von Neugier getrieben, dieses Unsichtbare zu ergründen, die Realität mit dem Erfundenen zu konfrontieren. Dafür nimmt er auch die Rolle als Versuchskaninchen in Kauf.

Emotionslos beim Schreiben?

Neurowissenschaftler haben letztes Jahr seine Gehirnaktivitäten beim Schreiben gemessen. Nachgewiesen wurde ihm, er sei emotionslos und sein Herz schlage jeden Tag etwas schneller. Doch in Wirklichkeit könnte es um mehr gehen, sagt Arnon Grünberg zum Ende des Gespräches mit seinem ihm eigenen Humor: "Die Neurowissenschaftler träumen schon davon, dass man auch in einer gewissen Zeit keine Rezensionen mehr braucht oder selber kein Urteil mehr fällen muss. Man liest etwas, das Gehirn wird gemessen und dann konmt ein Bericht raus, liebe Leser, das und das halten Sie von diesem Buch. Und wir haben auch darüber diskutiert, weil es ja diese Schachmaschinen gibt, die Menschen geschlagen haben, ob es auch mal eine Schriftstellermaschine geben kann."