Arnon Grunberg

Pawn

Brandt

75 years after the failed plot by Von Stauffenberg and others to kill Hitler, The Süddeutsche publishes this insightful interview with historian Heike B. Görtemaker (in German):

"Sie vertreten die These, dass Hitler vor der Machtergreifung ohne sein Umfeld aufgeschmissen gewesen wäre. Welche Belege finden sich dafür?

Private Briefwechsel dokumentieren etwa, wie abhängig Hitler von seinem Anhang war. Seine Gönner finanzierten seinen Unterhalt, staffierten ihn aus, zahlten seine Hotelübernachtungen. Hitler wäre alleine nicht von A nach B gekommen, wenn nicht jemand für einen Wagen gesorgt hätte. In den meisten Büchern und Studien, die sich mit Hitler beschäftigen, werden diese Gefolgsleute zu Randfiguren degradiert. Die Rolle der Frauen als Aktivistinnen und Mäzeninnen wird oft ausgeblendet. Soweit sie überhaupt in der Literatur auftauchen, werden sie auf eine Ersatz-Mutterrolle und Gefühlsüberschwänge reduziert.

Welchen Einfluss hatten denn diese Anhängerinnen auf seinen Aufstieg?

Die Frauen um Hitler waren finanziell, politisch und emotional enorm wichtig für seinen Aufstieg. Die vorherrschende Vorstellung, Hitler sei ein sozial gestörtes, anormales Wesen ohne Bindungen gewesen, das allein eine beispiellose Machtfülle erarbeitet habe, daran hat sich bis heute wenig geändert. Joachim Fest hat von einem "menschenleeren Raum" um Hitler gesprochen. Tatsächlich war das nicht der Fall. Hitler war nie allein, er traute sich auch gar nicht, etwas alleine zu machen."

(...)

"Hitler brauchte also ihre Anwesenheit, um sich emotionalen Rückhalt zu holen.

Nicht nur das. Diese Leute waren auch Akteure. Hitlers Partnerin Eva Braun etwa fungierte als Teil der Propagandamaschinerie, sie setzte ihn in Szene in Bildern und Filmen, die auf dem Berghof entstanden. Der Architekt Albert Speer und der SS-Arzt Karl Brand gehörten nicht nur zum Kern des Hofstaates, sondern wurden zu Vollstreckern von "Sonderaufträgen" und beteiligten sich beide aktiv an der Rassenpolitik des Regimes.

Brand organisierte die Ermordung von Behinderten und psychisch kranken Menschen, Speer managte als Minister später die Rüstungswirtschaft für den totalen Krieg, bei dem systematisch Häftlinge durch Arbeit vernichtet wurden.

So ist es. Speer, Brand, aber auch Eva Braun und Hitlers Adjutant Nicolaus von Below waren Zeugen und Überzeugte. Alle hatten eine Funktion und funktionierten auch als Gruppe, wie sich am Ende des Krieges zeigte. Hitler trat kaum noch öffentlich auf, agierte in seinen Reden schwach und fahrig, ließ sich bei Auftritten von Vertrauten - Goebbels oder Hermann Esser - vertreten. Speer, Brandt und Martin Bormann bauten ihre Machtstellungen aus. Hitler konnte ohne diese Leute nicht agieren.

Gibt es viele Entscheidungen Hitlers, die auf seinen späten Freundeskreis zurückgehen?

Wir wissen bis heute nicht, wie Entscheidungsfindung und Beauftragung im unmittelbaren Umfeld Hitlers abliefen. Da Aufträge oft mündlich erteilt wurden, fehlen schlichtweg die Quellen. Auf diese Weise konnten Leute wie Albert Speer nach dem Krieg ihre eigenen Narrative in die Welt setzen, die noch heute das vorherrschende Hitler-Bild prägen."

Read the interview here.

The space around Hitler was not empty, women were important than was previously thought, he was not a lone wolf, he might have been a pawn in the hands of his "Gönner" (benefactors).

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