Tirza
Ulf Heise
Arnon Grünberg stellt das private und berufliche Scheitern seines Romanhelden Jürgen Hosmeester dar, spannt den Bogen darin jedoch zu einer universellen Gesellschaftskritik der heutigen Sinnentleertheit und Oberflächlichkeit.
Arnon Grünberg ist gerade mal 37 Jahre alt und dennoch einer der produktivsten Autoren seiner holländischen Heimat. Seine Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt und Grünberg erhielt zahlreiche Preise für sein innovatives Schreiben. Er stellt häufig die Sonderlinge und Exzentriker in den Mittelpunkt seiner Romane. Auch in seinem neuen Buch "Tirza" ist das so.
Im Mittelpunkt steht der End-Fünfziger Jürgen Hosmeester, der eigentlich ein geordnetes Leben führte, dann jedoch seinen Arbeitsplatz als Lektor für einen jüngeren Konkurrenten räumen musste. Um jedoch seiner Familie gegenüber den Schein der Berufstätigkeit zu wahren, geht er jeden Morgen aus dem Haus, drückt sich dann aber am Flughafen oder anderen Orten herum. Vor allem seiner launischen Lieblingstochter Tirza gegenüber, versucht er diese Fassade des geordneten Lebens aufrechtzuerhalten. Dabei sieht die Wirklichkeit seines Lebens noch viel schlimmer aus, denn nach der Trennung von seiner Frau ist auch sein Privatleben gescheitert. Und auch sonst ist Hosmeester alles andere als ein umgänglicher, ruhiger Zeitgenosse, sondern ein hysterischer, bisweilen sogar gewalttätiger Mensch.
Der Autor Arnon Grünberg versteht es dennoch, den Leser beständig ein letztes bisschen Sympathie für seinen Protagonisten bewahren zu lassen. Das Buch ist letztlich mehr, als die bloße Geschichte eines persönlichen Scheiterns. Es ist eine Gesellschaftskritik, die die Sinnleere der heutigen Zeit auf den Punkt bringt.
FIGARO-Literaturexperte Ulf Heise ist von dem Roman begeistert.
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